Ich habe vor kurzem einen Workshop „Intuitive Body Dance“ mitgemacht. Auf Englisch! Die Teilnehmer kamen aus Amerika und ganz Europa. Ich hatte keine Erwartungen und somit habe ich mich auf alles eingelassen, was die Leiterin uns mit ihrer wunderbaren Stimme sagte. 90 Minuten Visualisieren, Spüren, Ausdrücken…intensiv!

Nach dem ersten Teil, sollten wir aufschreiben, was uns in den Sinn kommt -ohne Nachzudenken- aus dem entstandenen Gefühl heraus. Ich konnte nichts schreiben. In mir war nur Trauer über einen großen Verlust, aber auch Frieden und Ruhe.
Welcher Verlust?
Mir geht es gut. In den letzten 20 Jahren ist keiner gestorben. Toi, toi, toi! Außerdem erschien mir zu dieser großen Trauer das Bild von meiner Oma Melitta aus Berlin. Sie ist schon lange verstorben. Was sollte das bedeuten? Trauer = Frieden? Ich wollte mich nur noch ausruhen und liegen bleiben.

Im 2. Teil dann, sollten wir uns nochmal in unsere entstandenen Bilder -bei mir bergischer Wald, Blätter und Moos- begeben und nach 20 Minuten eine Pose oder eine wiederholende Bewegung einnehmen, die unser Körper vorgibt. Also mega intuitiv. Nicht darüber nachdenken, was dein Körper gerade da macht, ist eine Herausforderung. Ich habe bei jeder Pose nachgefühlt: Fühlt sich das jetzt richtig an? Habe ich in der Position Ruhe? Es dauert etwas…schließlich nahm mein Körper die Pose eines stolzen Gefangenen ein mit überkreuzten Händen (wie gefesselt). Ich spürte eine Ruhe und Wohlbefinden. Sehr befremdlich war das für mich.

Der Workshop war gerade vorbei, da kullerte die Erkenntnis, das Wissen meines Körpers wie Tropfen in mein Bewusstsein und bevor mein Hirn noch alle Wörter im Kopf formen konnte, wußte ich schon was los war:
Die große Trauer und der Verlust, war die Trauer und Verlust meiner Oma Melitta. Die nie ausgelebte, ausgesprochene, gefühlte Trauer meiner jüdischen Oma. Ich rief sofort meine viel ältere Schwester Iris an, die sich detaillierter mit der Familiengeschichte auseinandergesetzt hatte. Sie erzählte mir, dass Melitta ihre Oma und Mutter verstecken wollte vor den Nazis. Ihr damaliger Mann (sie mussten sich später scheiden lassen auf Befehl der Nazis) war Richter in Berlin und hatte mehr Möglichkeiten. Beide jedoch wollten sich nicht verstecken und „niemanden zu Last fallen“. Ihre Oma und Mutter, meine Ur-ur-Oma und Ur-Oma, wurden deportiert. Die Ur-Oma konnte durch einen Trick gerettet werden. Ihr Oma, sowie Tante und Onkel und vermutlich noch andere Familienangehörige wurden ermordet, vergast im KZ.
Das muss für meine Oma sehr schlimm gewesen sein. Auch sie, wie viele andere der Kriegsgeneration, hat nie wirklich darüber geredet. Denn auch sie wollte „niemanden zur Last fallen“.

Diese Trauer, dieses Trauma ist anscheinend vererbt worden. Das emotionale Erbe der Enkel der Kriegsgeneration. Was sich nun für mich daraus entwickelt, weiß ich noch nicht. Dieses Wissen und tief empfundenes Gefühl für meine Ahnen und der deutschen jüdischen Gemeinde, wird mich begleiten.

Bei aller Traurigkeit, finde ich es erstaunlich, fantastisch und wunderbar, dass mein Körper dies in Bewegung zum Ausdruck bringen kann.
Mit diesem Wissen kann meine Generation das Leid vielleicht heilen und aus dem Erbgut entfernen (Stichwort: Epigenetik).

Durch diese Erfahrung vertraue ich noch mehr auf das Wissen meines Körpers, folge weiterhin meiner Intuition und gebe mein Wissen weiter,

Tanz-Workshop, Chakren-Tanz und 1:1 Tanz-Coaching mit Friederike Hofmann | "Tanzen mit Friede"

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